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Gemüsegarten

„Während einer beruflchen Auszeit und Neuorientierungsphase habe ich einem Gemüsegarten gearbeitet und mit dem positiven Einflss der Natur, der Idylle und Ruhe, die der Garten ausstrahlt, meinen Weg zu einem neuen, erfüllenden Beruf gefunden.“ Maria Heinzle

Jahrelang war ich bei Sport-Großveranstaltungen (u.a.Fußballweltmeisterschaften) zwischen acht und zwölf Wochen täglich 12–16 Stunden vor Ort im Einsatz und in dieser Zeit viel unterwegs. Die Verantwortung war groß und ich habe gelernt, unter stressbeladenen Situationen kompetent zu arbeiten. Es sind sehr intensive, aufregende Jahre gewesen, in denen ich wertvolle Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Menschen aus verschiedenen Ländern machen durfte. 2016 habe ich mich entschieden, mich beruflch neu zu orientieren und sesshaft zu werden. Wieder zurück in Vorarlberg, war mir nicht klar, was ich als Nächstes machen werde.

Glücklicherweise gibt es den „Garten Ponten 42“ meines Bruders und meiner Schwägerin, die Bio-Gemüse anbauen und auf dem Wochenmarkt verkaufen. Ich habe meine Hilfe angeboten und unterschiedliche Arbeiten, die in einem Garten notwendig sind, gemacht. Mir hat vor allem das Jäten Spaß gemacht. Dann kam ich fast täglich in den Garten, denn es war der ideale Ort, um meine Gedanken zu sortieren und zu überlegen, was ich machen könnte.

Als nächste Überlegung kamen mir Berufe und Tätigkeiten in den Sinn, die ich nicht (mehr) machen möchte. Erst nach einer Zeit fing ich an zu überlegen, was ich machen will. So bin ich zum Schluss gekommen, mit Menschen zu arbeiten und habe
mich für weitere Ausbildungen zu meinem neuen Beruf entschlossen. Es war ein Prozess, bis ich das Passende für mich gefunden habe. Die Zeit, die ich im Garten verbrachte, hat mir dabei sehr geholfen. Danke Garten!

Was für eine Vielfalt
Die Auszeit in der Natur hat mir geholfen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, abzuschalten und meine Gedanken und Wünsche zu sortieren. Die Arbeit mit den Händen und der Erde hat mir Freude bereitet. Mir war nicht klar, was alles hinter dem Anbau von Gemüse steckt. Im „Garten Ponten 42“ gibt es diese Vielfalt mit den unterschiedlichsten Salaten, Radieschen, Mairüben, Karotten, Kohlrabi, Jungzwiebeln, 40 verschiedene, vor allem „alte“ Tomatensorten, Paprikas, Chilis, Auberginen, Zucchini, Sprossenkohl und vieles mehr. Ich hatte zum Teil keine Ahnung, wie unser Gemüse angebaut wird! Es gibt so viele mehrere Sorten und Gemüsearten, die ich vorher noch nicht einmal kannte oder probiert hatte. Es war faszinierend, wie viel ich gelernt habe und immer noch lerne.

Was steckt hinter der Karotte?
Wissen unsere Kinder, wie z.B. Karotten wachsen? Wenn wir den Bund Karotten im Geschäft kaufen, ist uns nicht bewusst, welche Arbeitsschritte dahinterstehen, bis die Karotte im Regal landet. Vom Säen, Setzen, Gießen, Jäten, Abdecken, Ernten, Waschen über Bündeln sind es viele notwendigen Tätigkeiten, die uns nicht bewusst sind. Erst wenn wir die Vorgänge kennen, beginnen wir zu schätzen, welchen Wert diese Karotten haben. Es ist eine bereichernde Erfahrung! „Heutzutage kennen die Leute von allem den Preis und von nichts den Wert.“ (Oscar Wilde)

Lerneffekte für Kinder in der Natur
Nicht nur wegen der Karotte ist es für Kinder gut, mehr Zeit draußen im Freien zu verbringen. Kinder spielen gerne und die Natur bietet eine Mischung aus Spielsachen, die für sie faszinierend sind. Es ist zu beobachten, wie sie aufblühen, wenn sie Steine werfen, im Wasser plätschern oder im Garten den Enten nachlaufen. Draußen im Grünen werden mehrere Sinne angeregt. Sie nehmen unterschiedliche Düfte wahr, entdecken verschiedene Formen und Oberflchen und sie können frei und selbstbestimmt Erfahrungen sammeln. Das fördert die Kreativität und Fantasie. Je mehr Sinne beim Lernen beteiligt sind, desto besser prägt sich bei Kindern die neue Erkenntnis ein.

Es braucht Einsatz und Energie, um mehr von und mit der Natur zu lernen
Wir leben in einer Zeit, wo messbare Leistungen und Effiienzsteigerung wichtig sind und es erfordert viel Kraft und Energie, den Kindern und auch uns selbst Freiraum zu geben, uns mit uns selbst und der Natur zu verbinden. Fragen Sie im Bekanntenkreis nach, wer regelmäßig draußen Zeit verbringt, sei es bei der Gartenarbeit, beim Wandern oder beim Sporteln und seien Sie neugierig, was diese Leute Ihnen berichten. Zeit draußen in der Natur zu verbringen, hat viele Vorteile. Wir sind viel konzentrierter, zufriedener, ausgeglichener und glücklicher.

Mein Fazit über die Arbeit im Garten, in der Natur.
Die Arbeit im Garten wirkt sich positiv auf mich, mein Umfeld und die Arbeit mit Menschen aus. Mein Wunsch ist es weiterhin, die Arbeit als Mediatorin, Trainerin und Referentin mit der regelmäßigen Gartenarbeit zu kombinieren. Diese Verbindung stärkt mich, hält mich gesund und gibt mir einen anderen Zugang zu unseren Nahrungsmitteln. Deshalb empfehle ich, Pausen in der Natur auszuprobieren, egal ob bei der Gartenarbeit, dem Waldspaziergang oder dem Fitness-Parcours im Freien.

Maria Heinzle
Maria Heinzle ist Trainingsexpertin
für Teams, die mit Situationen unter
enormem Druck umgehen müssen
oder innerbetrieblichen Konflkten
ausgesetzt sind.

 

Beitrag aus der neusten Ausgabe der Zeitschrift „FAMILIE“.

Bildquelle: Garten Ponten 42