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Interessenvertretung präsentiert Jahresrückblick und Neuprojekte

By 9. Februar 2023Allgemein

Herausforderungen für Familien wachsen, niederschwelliger Zugang zu Unterstützungen gefordert

Der Vorarlberger Familienverband präsentiert im Rahmen einer Pressekonferenz seine Arbeit und Leistungen 2022. Gleichzeitig warnt er vor den steigenden Herausforderungen für Familien und Alleinerziehende: Finanzielle und psycho-soziale Belastungen nehmen zu, das erleben vor allem die Mitarbeiter*innen der Familienhilfe. Der Familienverband plädiert deshalb für einen niederschwelligen und einfacheren Zugang zu Unterstützungsleistungen. Große Nachfrage erlebt die Plattform für Alleinerziehende – ergänzend zur Vernetzungs- und Informationsanlaufstelle wurde nun mit Jänner 2023 das Alleinerziehenden-Café ins Leben gerufen.

Die aktuellen Teuerungen haben neben wirtschaftlichen Folgen auch psychosoziale Konsequenzen. Dies zeigt sich vor allem im Bereich der Familienhilfe, einem der Tätigkeitsfelder des Vorarlberger Familienverbands: Neben der klassischen Familienhilfe als Unterstützungsangebot von Gemeinden, übernimmt der Verband auch Einsätze im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe. Dabei werden Familien in existenziellen und prekären Situationen unterstützt. „Wir verzeichneten 2022 steigende Zahlen an Gewaltandrohungen und Gewaltanwendungen sowie generell mehr Anfragen. In vielen der betreuten Familien haben sich die Lebensrealitäten gleich auf mehreren Ebenen verschlechtert. Der finanzielle Druck belastet auch psychisch. Besonders betroffen davon sind naturgemäß Alleinerziehende sowie einkommensschwache Familien – aber der Druck ist längst auch in der Mittelschicht angekommen. Es braucht mehr konkrete Unterstützung und vor allem einfacheren, niederschwelligen Zugang zu dieser“, verdeutlicht Guntram Bechtold, Obmann des Vorarlberger Familienverbands. Der Familienverband hat im August 2022 zu diesem Thema einen Round Table mit den Familiensprechern aller Parteien veranstaltet. Der im Anschluss im Landtag zur Abstimmung gebrachte Antrag „Zugang zu Unterstützungsleistungen für Familien niederschwellig und unbürokratisch gestalten!“ wurde einstimmig angenommen. „Wir freuen uns sehr, dass hier breiter Konsens herrscht und hoffen, dass nun möglichst rasch Taten folgen. Es besteht Handlungsbedarf – eine Anlaufstelle für alle Unterstützungen aus einer Hand wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung“, unterstreicht auch die stellvertretende Obfrau des Vorarlberger Familienverbands Katharina Fuchs.

Neu: Alleinerziehenden-Café als Ergänzung zur Online-Plattform
Im Fokus des Vorarlberger Familienverbands stehen auch Alleinerziehende mit ihren Sorgen und Nöten. Mit Januar 2023 wurde nun, ergänzend zur bereits bestehenden Online-Plattform für Alleinerziehende, das „ALZ-Café“ ins Leben gerufen: Jeden ersten Sonntag im Monat treffen sich alleinerziehende Elternteile von 9 bis 11 Uhr mit ihren Kindern, um sich auszutauschen. Die aktuellen Termine des ALZ-Cafés sind online auf der Webseite des Familienverbands beziehungsweise der Alleinerziehenden-Plattform zu finden. Anmeldung ist keine notwendig. „In diesem Jahr konnten bereits zwei ALZ-Cafés stattfinden. Es waren jeweils rund zehn Mütter mitsamt ihren Kindern mit dabei. Wir freuen uns sehr, dass die Zielgruppe das Angebot in Anspruch nimmt. Was mich besonders freut, dass sich die Alleinerziehenden dort einfach vernetzen können und manche sogar Telefonnummern austauschen, um auch außerhalb der Cafés in Kontakt zu bleiben“, berichtet Sandra Hermes, Projektkoordinatorin der Alleinerziehenden-Plattform. Das Online-Service-Portal hat der Vorarlberger Familienverband 2021 gestartet: Die Plattform für Alleinerziehende bietet eine umfassende Übersicht der Beratungsstellen in Vorarlberg – von Mediationsangeboten über Rechtsberatungsstellen bis hin zu Unterstützungsleistungen – und dient zugleich zur Vernetzung. Die Nachfrage ist groß, in der angegliederten WhatsApp-Gruppe sind bereits über 70 Alleinerziehende im regelmäßigen Austausch und über 3.000 User*innen nutzten die Online-Plattform 2022.

Themen, die bewegen, reichen von den vermehrten Herausforderungen in Organisation und Alltag bis hin zu den finanziellen Belastungen, denen Alleinerziehende vermehrt ausgesetzt sind. „Oft ist es einfach hilfreich zu wissen, dass man nicht allein ist mit seiner Situation – sich verstanden zu fühlen ist ein wichtiger Faktor. Vor allem aber möchten wir mit der Alleinerziehenden-Plattform auch konkrete Hilfe leisten: Wir haben Ansprechpartner aufgelistet, die kostenlose oder vergünstigte Rechtsberatung bieten. Konkrete Förderstellen sind auch auf der Plattform zu finden“, fasst Sandra Hermes zusammen.

Rückblick: Leistungen und Tätigkeiten 2022
Mit mehr als 6.000 Mitgliedsfamilien konnte die größte Interessenvertretung für Familien in Vorarlberg 2022 557 Neumitglieder gewinnen. Die konkreten Zahlen und Leistungen des Vorarlberger Familienverbands 2022 fasst Geschäftsführerin Andrea Kramer zusammen: „Unsere 40 Ortsvereine mit mehr als 400 Ehrenamtlichen organisierten vergangenes Jahr in 52 Gemeinden insgesamt rund 400 Veranstaltungen an denen mehr als 10.000 Menschen teilnahmen. Ein besonderes Highlight waren dabei die rund 150 Veranstaltungen, welche im Rahmen der Sommerprogramme der Ortsvereine, stattfanden. Die Angebote werden auch darum so gerne von den Familien genutzt, da in den Sommermonaten die Kinderbetreuung nicht immer über Betreuungseinrichtungen abgedeckt werden kann.“ Im Bereich der Familienhilfe übernimmt der Vorarlberger Familienverband den Service für zehn Gemeinden und auch im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe ist der Verein tätig. „Insgesamt sind es zehn Mitarbeitende, die 2022 130 Familien betreut und rund 10.000 Einsatzstunden geleistet haben“, berichtet die Geschäftsführerin. Ein weiterer Tätigkeitsbereich ist die Babysittervermittlung „Frau Holle“. „Diese erfreut sich großer Beliebtheit – 1.460 Babysitterinnen und Babysitter waren knapp 49.000 Stunden in über 2.300 Familien im Einsatz, das sind rund 13 % mehr Familien als im Vorjahr.“ Im Rahmen des Elternbildungsangebots „Familiengespräche“ fanden 36 Vorträge statt, vier Podcast-Folgen wurden dazu produziert. „Beliebt ist auch unsere zweite Podcast-Reihe ‚Geschlechterrolle vorwärts‘. Sechs Beiträge gibt es bisher und die Inhalte drehen sich um aktuelle Herausforderungen und Rollenmodelle von Familien heute“, erzählt Andrea Kramer. Seit 2017 organisiert der Vorarlberger Familienverband zudem unter dem Titel „Vater sein!“ Vater-Kind-Veranstaltungen: „2022 fanden 30 solcher Veranstaltungen statt, rund 300 Väter und 550 Kinder nahmen teil. Mit dem erlebnispädagogischen Ansatz schaffen wir es, eine große Bandbreite an Vätern anzusprechen“, so Andrea Kramer abschließend.