Am 8. April 2025 lud der Vorarlberger Familienverband zum vierten Round Table in die Plattform V in Dornbirn ein. Unter den Teilnehmenden fanden sich neben Andrea Schwarzmann (ÖVP), Andrea Kerbleder (FPÖ), Eva Hammerer (Grüne) und Fabienne Lackner (NEOS) auch zahlreiche Expert:innen aus verschiedensten Fachrichtungen ein.
Im Mittelpunkt der Gespräche stand das Thema „Psychosoziale Belastung unserer Kinder“. Die zentrale Frage lautete: „Welche Faktoren führen zur zunehmenden psychischen Belastung von Kindern und Jugendlichen, und wie können wir diese Belastungen gerecht werden.“
Die Teilnehmer:innen waren sich einig, dass die psychischen Belastungen für Kinder und auch Eltern zunehmen und gleichzeitig das Angebot dem nicht mehr gerecht werden kann. Ein Grund für die Überbelastung ist die immer schnelllebigere Zeit, die dazu führt, dass der Druck auf Kinder und Eltern stetig wächst. Steigender Leistungsdruck und Zukunftsängste zum Beispiel in der Schule nehmen überhand. Globale Krisen (Klimakrise, Kriege) verstärken die Unsicherheit und Angst. Soziale Ungleichheiten, Armutsgefährdung, Vereinzelung und das Fehlen von sicheren Orten oder Bezugspersonen verstärken das Problem.
Expert:innen und politische Vertreter:innen waren sich einig, dass vor allem die digitalen Medien einen großen Einfluss auf die psychosoziale Gesundheit von Kindern haben. Kinder werden auf den verschiedenen Social-Media-Plattformen mit Inhalten konfrontiert, die nicht altersgerecht sind. Sie sind schutzlos diesen Inhalten ausgeliefert. Ein weiteres Problem ist der zunehmende Kommunikationsverlust. Der Dialog zwischen Kindern und Erwachsenen geht verloren, und das „Sprechen miteinander“ wird immer weniger gepflegt.
Um die psychosozialen Belastungen von Kindern und Jugendlichen zu verringern, wurden unter den Teilnehmer:innen verschiedene Lösungsansätze diskutiert. Ein zentraler Punkt ist der Ausbau der Frühen Hilfen (beginnend in der Schwangerschaft), um bereits bei ersten Anzeichen von Belastungen unterstützend eingreifen zu können. Die Resilienzförderung sollte bereits im Kleinkindalter beginnen, da psychische Auffälligkeiten wie Depressionen, Ängste und Essstörungen zunehmend schon in jungen Jahren auftreten.
Es ist entscheidend, Räume für Begegnungen zu schaffen, in denen Kinder und Jugendliche sich austauschen und ihre sozialen Fähigkeiten entwickeln können. Dabei sollte jedoch auch anerkannt werden, dass die Schule nicht alle Probleme auffangen kann, weshalb der Ausbau der Schulsozialarbeit von großer Bedeutung ist. Auch das Vereinswesen sollte gestärkt werden, um Kindern und Jugendlichen einen weiteren Rückhalt zu bieten. Schließlich sind Jugendtreffpunkte und Freiräume für Kinder notwendig, um ihnen Orte der Begegnung, Selbstwirksamkeit und Entwicklung zu bieten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung der Selbstbestimmung von Kindern. Sie sollten nicht das Gefühl haben, hilflos übergangen zu werden, sondern aktiv eingebunden werden, um ihre Selbstwirksamkeit zu stärken. Um dem entgegenzuwirken, braucht es mehr Projektarbeit und kreative Formate wie den FREI DAY und ähnliche Ansätze, die den Kindern ermöglichen, ihre Talente auf andere Weise zu entwickeln. Der schulische Druck und die ständige Leistungsorientierung führen dazu, dass die Jugendlichen nicht bildungsfit, sondern depressiv werden. Deshalb muss Schule neu gedacht werden.
Die Beziehungsfähigkeit der Eltern muss ebenfalls gestärkt werden, damit sie in der Lage sind, die Gefühle ihrer Kinder besser einzuschätzen und angemessen darauf zu reagieren.
Elternbildung und Bewusstseinsbildung sind unerlässlich, insbesondere in Bezug auf Mediennutzung, Erziehung und die Förderung der psychischen Gesundheit. Eltern müssen medienfit gemacht werden, damit sie ihre Kinder unterstützen können.
Bewegung sollte ein fester Bestandteil des Alltags werden, und sichere sowie attraktive Schulwege müssen geschaffen werden, um die Kinder zu mehr aktiver Bewegung zu motivieren. Nur durch diese vielfältigen Ansätze können wir die psychosozialen Belastungen von Kindern und Jugendlichen nachhaltig verringern.