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6. Österreichische Familienbericht

By 23. April 2021Allgemein

Der Österreichische Familienbericht erscheint seit 1969 im Zehnjahresintervall und beinhaltet die wissenschaftliche Aufbereitung familienspezifischer Themen und Entwicklungen.

Der 6. Österreichische Familienbericht analysiert den Zeitraum 2009-2019 und wurde am 21. April 2021 von Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) präsentiert. Der Familienverband hat einige der wichtigste Punkte für Familien zusammegefasst:

 

Demografische Entwicklung

Die österreichische Bevölkerung ist auch im letzten Jahrzehnt gewachsen – und gealtert. Frauen werden immer später Mütter. Zwei Kinder sind die häufigste Familienform. In Bezug auf das Partnerschaftsverhalten zeigt sich, dass nichteheliche Partnerschaften zunahmen.

Die bestehende Vielfalt von Familie lässt sich anhand der unterschiedlichen Familienformen abbilden. So sind derzeit etwa 45 % der Familien Paare mit Kindern, 13 % Ein-Eltern-Familien und 42% Paare ohne Kinder. Anzahl und Anteil der Ein-Personen-Haushalte werden zunehmen.

Familiengründung hat zwar für junge Menschen oberste Priorität, sie ist aber mit Blick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit Herausforderungen verbunden. Der in Österreich ermittelte Kinderwunsch von durchschnittlich 2,1 Kindern ist erheblich höher als die derzeit ausgewiesene Fertilität von 1,5.

Rollenbilder

Traditionelle Geschlechterbilder haben an Bedeutung verloren. Was die Väterbeteiligung in der Familie betrifft, so zeigt der Bericht, dass Männer eine verstärkte Verantwortung spüren, sich in der Familie zu beteiligen. Über 60 % der Väter mit schulpflichtigen Kindern und 58 % der Väter mit Kindern unter 6 Jahren wollen mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen. Laut Zeitverwendungsstudien wird dieser Wunsch auch zunehmend realisiert.

Berechnungen auf Basis des Generations and Gender Programme bestätigen, dass es auch bei Vätern einen Vereinbarkeitskonflikt gibt. Väter in Partnerschaften mit jungen Kindern haben ein ähnlich hohes Vereinbarkeitsdruckempfinden wie Alleinerzieherinnen.

Traditionelle Geschlechterbilder, wonach der Mann das Geld verdiene und die Frau für die Betreuung der Kinder zuständig sei, haben weiter an Zustimmung verloren

Familienleistungen

Österreich hat im vergangenen Jahrzehnt seine finanziellen Leistungen und Entlastungen für Familien deutlich ausgebaut. Das Familienlastenausgleichsgesetz wurde 2009 bis 2018 insgesamt 25 Mal novelliert. Dies brachte u. a. drei Erhöhungen der Familienbeihilfe.

Was die Familienleistungen betrifft liegt Österreich EU-weit in den Top 3 nach Luxemburg und Estland. 10 Prozent des Gesamtbudgets gehen an die Familien. So wurden etwa im Jahr 2019 mehr als sieben Milliarden Euro an Familienleistungen aus dem Familienlastenausgleichsfonds (FLAF). Der 2019 eingeführte Familienbonus Plus ist ein Meilenstein, der die Familien entlastet.

Der Familienbonus Plus ersetzt seit 2019 den Kinderfreibetrag und die steuerliche Abzugsfähigkeit der Kinderbetreuungskosten und kann für alle Kinder beantragt werden für die Familienhilfe bezogen wird. Insgesamt dürfte die Wirkung dieser Reform dem Ziel, vor allem berufstätige bzw. einkommensteuerleistende Familien zu entlasten, entsprechen

Armut in Österreich

Verglichen mit anderen europäischen Ländern sind die Armutsquoten in Österreich gering. Haushalte mit mehreren Kindern und Alleinerziehende sind häufiger von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen als der Durchschnitt der Bevölkerung. Sozial- und Familienleistungen verringern deren Armut. Vier von zehn Alleinstehenden mit Kindern sind armutsgefährdet. Armut ist aber kein Dauerzustand – Familienleistungen wirken.

Familienrecht

In den vergangenen zehn Jahren wurde das Familienrecht grundlegend weiterentwickelt und an gesellschaftliche Entwicklungen angepasst – der Begriff des Kindeswohls wurde im Gesetz konkretisiert, Patchworkfamilien Konstellationen werden besser berücksichtigt, eingetragene Partnerschaften sind neben der Ehe nunmehr möglich, neue Beratungsangebote können im Zuge von Pflegschaftsstreitigkeiten nun auch aufgetragen werden, die Wartezeit auf den Unterhaltsvorschuss wurde verkürzt, das Ehegüter- und das Erbrecht wurden so wie auch der Erwachsenenschutz modernisiert.

Vereinbarkeit

Neben dem Ausgleich von finanziellen Lasten für Familien und der Förderung von Geburten ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Mütter und Väter in Europa ein wichtiges familienpolitisches Ziel geworden.

Das Spannungsfeld zwischen entgeltlicher Erwerbs- und unentgeltlicher Familienarbeit hat durch steigende weibliche Erwerbstätigkeit und gestiegenen Koordinationsaufwand von Arbeits- und Familienleben an Bedeutung gewonnen. Neben betrieblichen Maßnahmen, wie Gleitzeit, Telearbeit und Homeoffice kann vor allem die partnerschaftliche Aufteilung der Familienarbeit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wesentlich erleichtern. Dennoch bleibt das Thema vor allem für Frauen sehr relevant. Die Situation hat sich in den letzten Jahren leicht verbessert.

Kinderbetreuung

Die Elementarbildungsangebote für Kinder vor dem Schuleintritt sowie die Nachmittagsbetreuungsangebote für Schulkinder wurden in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet. Speziell vor dem Schuleintritt steht ein vielfältiges Angebot zur Verfügung. Seit Beginn der Ausbauinitiative 2008 hat sich die Zahl der betreuten unter 3-Jährigen mehr als verdoppelt.

Ehe

In den letzten zehn Jahren gab es erstmals seit Jahrzehnten einen Rückgang der Scheidungsquoten. Im Jahr 2018 lag die Scheidungsrate bei nur noch 41 %.

 

Hier finden Sie den Familienbericht:
https://www.bundeskanzleramt.gv.at/agenda/familie/familienpolitik/Familienforschung/familienbericht.html