Der Vorarlberger Familienverband organisierte in Zusammenarbeit mit dem dô und der Bibliothek Lustenau am vergangenen Wochenende zwei mitreißende Vorträge.
Philip Schlaffer, seines Zeichens Ex-Neonazi und Rockerboss, kam zusammen mit seinem Überraschungsgast Kassra Zargaran (ehemaliges Mitglied der Hells Angels) nach Vorarlberg. Philip Schlaffer war jahrelang Teil der gewaltbereiten deutschen Neonazi-Szene sowie später im Rotlicht- und Rockermilieu aktiv. Er ist Spiegel-Bestsellerautor und bekannter YouTuber (140.000 Follower), der wöchentlich mehrfach Content zu diversen sozialkritischen Themen bringt. Kassra Zargaran kam bereits in jungen Jahren in Kontakt mit dem Rotlichtmilieu und wurde kriminell. 2010 stieg er bei den Hells Angels Berlin City ein. 2014 musste er sich zusammen mit neun weiteren Mitgliedern vor Gericht verantworten. Zargaran sagte während des Prozesses als Kronzeuge aus. Für seine Beteiligung an der Tat saß er sieben Jahre im Gefängnis.
Das Vortragswochenende startete am Freitagmorgen mit einem ausverkauften Schulvortrag im Reichshofsaal Lustenau, bei dem mehr als 300 Schüler:innen und Lehrkräfte vor Ort waren. Sowohl Schlaffer als auch Zargaran entzauberten den Mythos vom „krassen Gangsterleben“ und zeigten den Zuschauer:innen die daraus resultierenden Konsequenzen für Täter und Opfer auf. Ziel des Vortrages war es Jugendliche darauf aufmerksam zu machen, wie gefährlich es ist, in eine falsche Gruppe abzurutschen. Vor allem junge Menschen sind anfällig für dieses Thema. Die Referenten zeigten anhand ihrer Lebenswege auf, welche Gründe es für ihre Radikalisierung gab und wie man das hätte verhindern können. Nach mehr als zwei Stunden Redezeit verließen die beiden sichtlich berührten Referenten den Saal unter Applaus. Für Zargaran war es der erste öffentliche Auftritt in diesem Rahmen.
Am Samstag fand der zweite Vortrag mit Schlaffer und und Zargaran im ausverkauften Jugendzentrum dô statt, welcher sich speziell an Erwachsene richtete. Dort erzählten sie eindrucksvoll und emotional aus ihrer bewegten Vergangenheit und der zweiten Chance, die beide von der Gesellschaft erhalten haben. Im Anschluss beantworteten sie die zahlreichen Fragen des Publikums. Nach mehr als drei Stunden „Talk“ machte sich das Duo noch in der Nacht auf die Heimreise.
Außerdem wurde noch ein Podcast mit beiden Referenten aufgenommen, in dem sie über ihre familiären Verhältnisse und Beziehungen sprechen. Die Aufnahme erscheint in Kürze im Podcast „Eine Handvoll Familie“.