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Femail: Wie kann (psychische) Gewalt verhindert werden? – Fachveranstaltung diskutiert Präventionsansätze

By 5. Juli 2021Allgemein

Gewalt an Frauen kennt viele Formen – verhindert, beziehungsweise gestoppt gehören sie alle. Entsprechend groß war das Interesse bei der Fachveranstaltung „Weil es Zeit ist – Ansätze in der Primärprävention von (psychischer) Gewalt“, zu der das femail FrauenInformationszentrum Vorarlberg am 29. Juni ins Montforthaus Feldkirch geladen hatte. Die beiden renommierten Forscherinnen Dr.in Gabriele Klärs von der Hochschule Magdeburg-Stendal und Mag.a Sabine Mandl vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Grund- und Menschenrechte gaben Einblicke in verschiedene Forschungsprojekte zur Gewaltprävention und Genderaspekten in der Gesundheitsvorsorge und Gewaltprävention, mit dem Fazit: „Für Gewaltfreiheit braucht es Gendergerechtigkeit und strukturelle Genderberücksichtigung.“

„Psychische Gewalt ist die häufigste Gewaltform, der insbesondere Frauen ausgesetzt sind – über 40 Prozent aller Frauen waren oder sind davon betroffen, auch in Vorarlberg. Trotz dieser hohen Zahlen wird psychische Gewalt in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Sie geschieht oft im Verborgenen, die Verletzungen sind unsichtbar – für die Betroffenen aber genauso schwerwiegend wie physische Gewalt.“, sagte Landesrätin Katharina Wiesflecker zum Auftakt der Veranstaltung.

Gesundheitsrisiko Gewalt
Auf das Gesundheitsrisiko „Gewalt“ ging Dr.in Gabriele Klärs von der Hochschule Magdeburg-Stendal in ihrem Vortrag ein. „Weltweit sind gewaltbedingte Gesundheitsschäden in ihrer Dimension vergleichbar mit denen von HIV, Tuberkulose, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Studien zeigen, dass in den Industrieländern, zu denen auch Österreich zählt, Frauen zwischen 16 und 40 Jahren eines von fünf gesunden Lebensjahren aufgrund von Gewaltwiderfahrnissen verlieren“, so Klärs. Die Prävention von Gewalt sei daher eindeutig Teil der Gesundheitsvorsorge und müsse entsprechend im Vorsorgesystem verankert werden.
„Präventionsmaßnahmen gegen Gewalt an Frauen dürfen nicht nur dann gesetzt werden, wenn es politisch opportun erscheint. Für die Prävention von Gewalt an Frauen braucht es systematische Konzepte und Instrumente, die routinemäßig eingesetzt werden, unabhängig davon was politisch gerade ‚en vogue‘ ist. Außerdem braucht es eine Veränderung gewaltakzeptierender und gewaltverharmlosender Muster in der medialen Aufbereitung von Gewalt gegen Frauen“, so Klärs in ihrem abschließenden Fazit.

Prävention von Gewalt an Frauen – keine Kür, sondern gesetzliche Pflicht
Mag.a Sabine Mandl vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Grund- und Menschrechte verwies in ihrem Vortrag auf die gesetzliche Verpflichtung Österreichs, Gewalt an Frauen zu verhindern: „Österreich hat als eines der ersten Länder die Istanbul-Konvention unterzeichnet und sich damit verpflichtet, alle erforderlichen Maßnahmen und Gesetze zu setzen, um Gewalt gegen Frauen in jeglicher Form – körperlich, sexuell, psychisch und wirtschaftlich – zu verhindern.“ Prävention beginne dabei nicht beim Gesetzestext. „Zu den in der Istanbul-Konvetnion definierten Maßnahmen zur Verhinderung von Gewalt an Frauen zählen eben auch die Stärkung des Bewusstseins für alle Formen von Gewalt und deren Auswirkungen, und eine Sensibilisierung für Geschlechtergerechtigkeit – vom Kindesalter an. Es kann keine Gewaltfreiheit geben ohne Geschlechtergerechtigkeit“, fasst Mandl die gesellschafts-politische Aufgabe zur Prävention von Gewalt zusammen.

Einblicke in das Vorarlberger Präventionsprojekt „Wertvoll und stark!“
Zum Abschluss stellte das Projektteam vom femail-FrauenInformationszentrum das Projekt „Wertvoll und stark!“ vor, das Ende 2020 zur Prävention psychischer Gewalt an Frauen in Vorarlberg gestartet wurde. Anfang Mai wurde die dazugehörige Öffentlichkeitskampagne „Weil es Zeit ist“ vorgestellt.

„Die ersten Projektmaßnahmen sowie die Kommunikationskampagne zeigen bereits Wirkung – wir erhalten spürbar mehr Anrufe von betroffenen Frauen“, erläuterte femail Geschäftsführerin Sarah Bard.

Die Veranstaltung ist Teil des Projekts. Aufgrund der Corona-Bestimmungen und um möglichst viele Menschen, auch außerhalb von Vorarlberg zu erreichen, fand diese im Hybrid-Format statt. Neben einer Teilnahme vor Ort im Montforthaus konnten Interessierte die gesamte Veranstaltung auch via Livestream auf dem Femail Facebook Account verfolgen.

Medienmitteilung, Feldkirch 1. Juli 2021

Foto: Bernd Hofmeister